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2023-02-05 17:12:58 By : Ms. Rachel Ma

Auf der Treppe eines typischen Südstaaten-Hauses in Louisiana steht eine opulent gekleidete Dame und beschreitet anmutig ihren Weg herunter. Nach einem kurzen Fokus der Kamera verfährt die Plansequenz fort, über saftgrüne Wiesen geleitet sie den Zuschauer in das Terrain abseits des Anwesens. Dort zu sehen: in Lumpen gehüllte Farbige, die wortlos unter strenger Beobachtung Baumwolle pflücken. Zwei davon versuchen zu fliehen, doch im Glanze der Sonne scheitert ihr Vorhaben. Ein gestriegelter Soldat tritt heran, ein Schuss fällt, und einem Leben wurde soeben ein Ende bereitet. Welcome to America.

Auch wenn die Sklaverei offiziell durch Artikel 4 der Europäischen Menschenrechtskonvention verboten ist, leben Schätzungen zufolge immer noch fast 50 Millionen Menschen in sklavereiähnlichen Zuständen. Das Thema Rassismus ist damit eng verbunden, und spätestens durch die Wiedererstarkung rechtspopulistischer Parteien und dem medial präsenten Mord an George Floyd im Mai 2020 ist die Thematik abermals im Zentrum der Gesellschaft angekommen. Black Lives Matter – filmisch versuchten in den letzten Jahren gleich mehrere Regisseure dieses Sujet zu bespielen, allen voran Spike Lee oder Jordan Peele. Nun, am Ende des Jahres greift „Antebellum“ die Geschichte auf und verknüpft sie mit der Gegenwart.

Anders als vergleichbare Werke wie etwa „Get out“ oder „BlacKkKlansman“ nähert sich das Spielfilmdebüt von Gerard Bush und Christopher Renz dem Ganzen aber von einer anderen Seite. In „Antebellum“ findet sich weder eine verkomplizierte Metaebene, noch eine Prise schwarzer Humor wieder. Vielmehr wirkt der Film zunächst wie ein reines Drama, legt Wert auf Figurenentwicklung und erweckt den Anschein, dass wir es mit einem stilvoll angelegten Werk ohne große Überraschungen zu tun haben. Gerade die ungeheuer intensive und zugleich bildschön eingefangene Eröffnungsszene bestärkt diese Vermutung und erinnert von der Anlage her an die ersten Atemzüge von „The Revenant“. Statt in eisiger Kälte in sengender Hitze verortet, schreitet die Handlung höhepunktarm voran, bis plötzlich ein Handy klingelt und die Hauptdarstellerin nicht neben dem Kommandanten der Reformationsplantage, sondern neben ihrem Ehemann erwacht.

Mehr soll an dieser Stelle gar nicht zur weiteren Story verraten werden, denn entgegen des ersten Eindrucks schlägt „Antebellum“ jäh eine andere Richtung ein und wird ab diesem Punkt erst so richtig interessant. Was dabei besonders positiv auffällt ist die gut konstruierte Auflösung der mysteriösen Geschichte. Viele Kleinigkeiten, die zunächst für Stirnrunzeln sorgen und gar keinen Sinn ergeben mögen, werden nach und nach in den Kontext gerückt und belohnen den Zuschauer mit diversen „Aha-Momenten“. Nicht, dass die Erzählung großartig weitläufig angelegt wäre und für immense Verwirrung sorgen könnte, aber es gibt immer mal wieder Szenen, die wie Störfaktoren wirken, sich dann aber als typische Vorausdeutung zu erkennen geben. Ein geschickter Schachzug des Regisseur-Duos, dem im Mittelteil dann allerdings auch die fehlende Erfahrung anzumerken ist.

Hier lassen sich leider einige Ungereimtheiten feststellen, die auch mit viel Wohlwollen unnötig aus der homogenen Masse herausstechen. Vieles wirkt auf einmal arg gekünzelt, der Cast wirft mit unerklärten Fachbegriffen um sich und Männer jubeln hemmungslos bei einem wenig eindrucksvollen Vortrag über die Beendigung des Patriarchats. Die Rednerin, wohlgemerkt Hauptakteurin des Films, erhält just ein paar Momente später von einer Freundin die Anweisung sich für den Abend aufzustylen, es ginge schließlich darum heute jemanden für den zwanglosen Beischlaf (im Film deutlich expliziter benannt) aufzutreiben. Das alles passt in eine romantische Komödie, wirkt hier aber wie wenig überdachtes Füllmaterial und beraubt sich selber der Durchschlagskraft. Zum Glück ist der Mittelteil der knapp 100 Minuten nicht ausschweifend lang, sodass das Drehbuch gegen Ende seinen Fokus wiederfindet und den Zuschauer mit Hilfe des überzeugend aufspielenden Casts zurück in die eigentliche Geschichte holt.

Streng genommen erzählt der Film im Grunde nichts wirklich neues, bedient sich aber inszenatorischer Finesse und einem durchaus gelungenen Twist, wodurch „Antebellum“ dann doch auf seine Art besonders ist. Die kontrastreiche Aufarbeitung eines der schwärzesten Kapitel unserer Existenz, verpackt in eine ansprechende, wenn auch nicht fehlerfreie Mixtur aus Thriller und Drama, dessen Sichtung durch politische und gesellschaftliche Aktualität umso schmerzvoller wird. Ab dem 18. Dezember als DVD, BluRay und 4K Ultra HD BluRay erhältlich.

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Geschichte verläuft in Wellenbewegungen: Auf den “Aufschwung” folgt meist der “Abschwung”. Ob es insgesamt doch “nach oben” geht, ist der Interpretation jeder/s einzelnen überlassen. Der letzte Aufschwung dauerte nun mehrere Jahrzehnte an, und damit außergewöhnlich lange. Und er war außergewöhnlich hoch. Nach dem 1. Weltkrieg und dem Zivilisationsbruch in vielen Ländern im 2. Weltkrieg folgte […]

Liegend lebend, richtig, rauAngst vergrämt des Erfolgs Tausicher sitzend in den LungenAngst verriegelt AbgesprungenNebel licht, der Zug ist wegabgefahren, OberdeckSystem kaputt, Tradierung totwer weiterzieht ist aus dem Lotdie braune Brille passt perfektaus rosa erwachsen, alles verdecktSchreie verhallen, es ist zu spätweder Leben, doch Tod, ohne Gerät.

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