Zwei Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ klebten sich im Konzertsaal der Hamburger Elbphilharmonie fest. Für ihre Aktion ernteten die Klima-Kleber nun im Netz Spott und Hohn.
Hamburg – Immer wieder machte das Bündnis der Kimaaktivisten „Letzte Generation“ zuletzt von sich reden. Die zumeist jungen Klimakämpfer beschmieren Gemälde, seilen sich von Autobahnbrücken ab oder kleben sich auf Hauptverkehrsstraßen fest. Eine Aktion führte zwei Aktivisten in die Hamburger Elbphilharmonie. Mit ihrer Aktion ernteten die beiden aber primär Spott und Hohn.
Kurz vor Beginn eines Beethoven-Violinkonzerts am 23. November kletterten die beiden Aktivisten aus der ersten Reihe auf die Bühne, zogen jeweils eine leuchtend orange Warnweste über und klebten ihre Hände an eine Stange am Dirigentenpult fest. Eindringlich appellierten die Aktivisten an die Konzertbesucher: „Ich stehe heute hier, weil wir die Klimakatastrophe kollektiv verdrängen und damit unseren Kindern ein Leben in Sicherheit und Frieden wegnehmen! Genau wie es nur ein Geigenkonzert von Beethoven gibt, haben wir nur diesen einen Planeten, dessen Grenzen wir so sehr missachten, dass klimabedingte Katastrophen häufiger und tödlicher werden.”
Auf ihrer Webseite berichtete die „Letzte Generation“ über die Aktion in der Elbphilharmonie und wiederholt ihren Appell: „Es wird keine Elbphilharmonie mehr geben, um Beethoven zu genießen, wenn Hamburg unter Wasser steht. Die Krise eskaliert jetzt gerade, vor unseren Augen!” Dazu verweisen sie auf mehrere Beiträge zum Thema Klima- und den dramatischen Anstieg der Meeresspiegel.
Die ganze Aktion dauerte nur wenige Minuten, Mitarbeiter der Elbphilharmonie machten den jungen Aktivisten kurzen Prozess. Die Stange, an die sich die Klimaschützer festgeklebt hatten, war nämlich lediglich in das Pult hineingesteckt. Der Sicherheitsdienst zog diese Stange einfach aus seiner Verankerung und sie mitsamt der angeklebten Aktivisten unter dem Applaus der Konzertbesucher aus dem Saal. Das Konzert konnte mit gerade einmal sechs Minuten Verspätung beginnen.
Ein Foto der beiden Aktivisten, welches sie im Flur der Elbphilharmonie zeigt - immer noch an die Stange geklebt - sorgte auf Twitter für Hohn und Spott. Der Journalist und Autor Hasnain Kazim teilte die Aufnahme auf seinem Profil und schrieb dazu: „So sehr ich Bemühungen um Klimaschutz teile, so sehr habe ich den Eindruck, bei den Aktivisten von „Letzte Generation“ handelt es sich um Trottel, die das Thema ins Lächerliche ziehen wollen.“
Mit seinem Beitrag fand er im Netz teilweise Zustimmung: „Das war Comedy Gold und gibt der Aussage des Klimaprotestes den Dolchstoß. Die „Letzte Generation“ hat sich komplett verzettelt in der Annahme, jede PR sei gute PR.“ Andere Nutzer kritisierten jedoch die Weiterverbreitung des Fotos: „Ich finde die Protestform der LG [Letzten Generation] völlig kontraproduktiv und halte nichts von ihren Aktionen, aber das Foto von den beiden finde ich gemein. Man sieht, dass sie nicht darauf gefasst waren und es stellt diese beiden Menschen (....) bloß.“
Viele Nutzer verteidigten die Aktion der „Letzten Generation“ dennoch: „Die wenigsten wissen, ob so ein Geländer abnehmbar ist. Die Kritik ist unberechtigt. Die Aktivistengruppe tut wenigstens was im Gegenteil zu den ganzen Sesselpupsern, und wer sich über die angebliche „Radikalität“ von so harmlosen Aktionen beschwert, hat den Schuss nicht gehört“, schrieb ein Nutzer. Allerdings gibt es auch 11 Sprüche, die den Schmerz auf dem Bild der Klimaaktivisten besser festhalten als Sekundenkleber.
Ein anderer Nutzer wies den Verfasser des Twitter-Beitrags daraufhin, dass er trotz seiner Kritik, selbst dazu beitrüge, die Botschaft der Aktivisten zu verbreiten: „Es ist in diesem Sinne vollkommen belanglos, ob Aktivisten eine Minute am Dirigentenpult kleben, oder drei Stunden. Du solltest ihnen dankbar sein, dass sie so schlau waren, ein portables Teil zu verwenden - eine große Bühne hast du ihnen per Tweet verschafft. Geniales Teamplay!“
Die „Letzte Generation“ wird sich von den kritischen Stimmen kaum aufhalten lassen. 19 Klimaaktivisten saßen zum Teil knapp einen Monat in Stadelheim in Haft. Kurz nach ihrer Entlassung kündigten sie bereits weitere Aktionen an - Sie seien bereit, „wieder aufzudrehen“. (mha)