Wesseling: Neue Carbon-Brücken schon vor Einweihung in Kritik | Kölner Stadt-Anzeiger

2023-02-05 17:24:57 By : Ms. Judy Gu

Als reine Fußgängerbrücke wurden die neuen Carbon-Brücken in Wesseling gebaut und als solche sind sie auch ausgeschildert.

Vor der Eröffnung des Bauwerks regte sich Kritik in sozialen Medien: Das Geländer der Brücke sei zu niedrig, die Brücke für Radfahrende ungeeignet.

Kaum, dass die beiden neuen aus Carbon-Beton gefertigten Fußgängerbrücken im Wesselinger Gewerbegebiet Rheinbogen stehen, melden sich schon kritische Stimmen zu Wort. In den sozialen Netzwerken monierten sich zum Beispiel einzelne Nutzer darüber, dass das Geländer zu niedrig sei. Als Radfahrer müsse man dort ja absteigen und das Fahrrad über die Brücke schieben.

Tatsächlich waren die Brückenneuheiten, die die Firma Hans Graf aus Wesseling zusammen mit der Technischen Universität entwickelt und realisiert hat, von Anfang an als reine Fußgängerbrücken geplant. Auf Anfrage bestätigte das am Dienstagvormittag (31. Januar) bei der offiziellen Einweihung auch die Professorin Sandra Gelbrich von der Technischen Universität Chemnitz. Mit zwei Teammitgliedern war sie eigens für die Feierstunde ins Rheinland gekommen.

„Es handelt sich bei den beiden Brücken ja um Nachkonstruktionen, um sogenannte Ersatzneubauten“, erklärte die Professorin. Bei der Brückenbreite (2,50 Meter), ebenso wie bei der Länge (5,40 Meter) und der Höhe des Geländers (ein Meter) habe man sich an den zuvor dort installierten Holzbrücken orientiert. Auch sie seien reine Fußgängerbrücken gewesen. „Hätten wir die Brücken von Anfang an als Fußradbrücke geplant, hätten wir keinen Ersatzneubau, sondern eine ganz neue Brückenbauplanung erstellen müssen“, erläuterte sie.

Die Brücke müsste dann jedoch mindestens drei Meter breit sein, um das Geländer mit einer Höhe von 1,30 Meter zu installieren. „In diesem Falle hätten dann aber auch die Wege, die zu den Brücken führen, auf drei Meter verbreitert werden müssen“, erklärte die Professorin weiter. Als Ersatzneubau hätte eine solche Planänderung dann nicht mehr laufen können.

„Und mit der aktuellen Konstruktion können wir das Geländer und die Brücke nicht verändern“, sagte sie. Es handele sich ja um Fertigteile. „Dass es sich bei den beiden aus Carbon-Beton gebauten Brücken jedoch um Ersatzneubauten handelt, das schmälert die ganze Sache in keiner Weise“, betonte sie.

Überglücklich und dankbar seien sie und ihr Team, dass sie ihr Projekt in Wesseling umsetzen durften. „Für uns alle ist das ein Riesenerfolg“, sagte sie. Für die Entwickler sei es sowieso die größte Ehre, den Weg von der Idee über die Entwicklung bis in die Praxis zu begleiten. Ganz begeistert von den Brücken, ihrer Leichtigkeit und ihrer Co2-Einsparung und Langlebigkeit von etwa 100 Jahren war auch Arndt Selbach, Vorsitzender des IHK-Wirtschaftsgremiums.

„Zukunft bekommen wir nur mit Innovation hin. Innovation ist für uns der Motor, auch in Wesseling“, betonte Landrat Frank Rock (CDU). Er sprach im Bezug auf die beiden Carbon-Betonbrücken von einem „Vorzeigeprojekt“.

Bürgermeister Ralph Manzke (SPD) ergänzte: „Wir sind als Wirtschaftsstandort hier richtig stolz auf diese beiden Brücken“. Zusammen mit den Gästen aus Chemnitz, dem Landrat und den Vertretern der Firma Graf griff er dann zur Schere, um das rote Band zur Eröffnung der Brücke durchzuschneiden.

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